Heimatverein Bienrode

Ein (fast) neuer Vorstand, drei Vereinsjahre und ein neuer Ausstellungsraum

Nach dem Ende der ordentlichen Jahreshauptversammlung der Heimatstube Bienrode sahen sich die Mitglieder den neuen Ausstellungsraum in der alten Schule an. Die dortigen Objekte sind zu Themen-Inseln gruppiert. Auf dem Holztisch sind Haushaltsgeräte und Waagen aus vor-elektrischer Zeit zu sehen, wie sie in Häusern und landwirtschaftlichen und handwerklichen Betrieben benutzt wurden. Foto: Day

Wenn ein Verein nach fast drei Jahren Zwangspause eine ordentliche Mitgliederversammlung abhält, hat sich in der Regel vieles ereignet: So ist es auch bei der Jahreshauptversammlung der Heimatstube Bienrode gewesen, die sich im Januar traf: sie stimmte dem Wechsel in der Vereinsspitze zu, sie sah – trotz der Widrigkeiten der Corona-Pandemie – im Rückblick auf eine beeindruckende Fülle an Aktivitäten seit Februar 2020, sie will mit einem Umbau in der Vereinsspitze, mit vielen Initiativen und Ideen einen Generationswechsel in der Vereinsarbeit einleiten und nicht zuletzt konnte sie ein neues Vereinsmitglied begrüßen.

Die Vorsitzende Ritta Gieseke eröffnete vor 15 Anwesenden die Versammlung, indem sie zugleich ihren Abschied von diesem Amt nach 15 Jahren bekannt gab. Sie dankte den Vereinsmitgliedern für die vertrauensvolle Zusammenarbeit in dieser Zeit und erinnerte an die vielen schönen arbeits- und erlebnisreichen Stunden seit dem Jahr 2007. Ein Moment, in den sich Wehmut mischte; auch weil die Anwesenden anschließend mit einer Schweigeminute an die verstorbenen Mitglieder Heimatpfleger Björn Walter und Magdalene Neumann erinnerten.

Marion Lüer verlas ein Gedächtnisprotokoll der Mitgliederversammlung 2020 und Ritta hielt danach eine Rückschau: Das Vereinsjahr 2020 fiel wegen der Corona-Pandemie praktisch aus. Im Juni 2021 traf man sich erstmals wieder im Kirchengarten, aber zu diesem Zeitpunkt war viel passiert: die Schneeschmelze hatte die Räume der Heimatstube getroffen, die Ausstellungsgegenstände im Flur mussten geräumt und die Wasserschäden beseitigt werden. Klaus Dreves ist an dieser Stelle für seine fachmännischen Malerarbeiten zu danken. Im Oktober konnte die Spinn-Gruppe auf Gut Steinhof ihr Können zeigen und bewies: „Hand-Made“ findet bei Besuchern großen Anklang, wenn vor ihren Augen aus Wolle Garn entsteht.

Das Jahr 2022 war geprägt von zahlreichen Auftritten auf Märkten in Wedesbüttel, Groß Schwülper, Gut Steinhof, Schladen, Groß Gleidigen (siehe Waggumer Echo, 11/2022). Auf dem Bienroder Erntemarkt verkauften die Mitglieder Wurst und Pellkartoffeln mit Quark, beim Aufbau der Stände wurden sie von ihren Familien unterstützt. Das Adventsfenster im Dezember, das Marion Lüer stimmungsvoll dekoriert hatte, gehörte ebenso dazu wie eine Grundschulführung durch die Heimatstube und ein Auftritt im Kindergarten Isenbüttel. Viel Zeit und Arbeit erforderte die Einrichtung des neuen Ausstellungsraumes, den die Heimatstube hinzubekam. Nachdem ihm Klaus Dreves den passenden Anstrich verliehen hatte, trugen die Frauen und Männer an den heißen Sommertagen die Erinnerungsstücke nach nebenan – erneut unterstützt von Familienangehörigen. Die dortige Ausstellung besteht nun aus Themen-Inseln: So wurde eine historische Schulsituation mit Tafel, Tisch, Wandkarte und Schreib-Utensilien inszeniert. Gleich daneben sind landwirtschaftliche Kleingeräte, Haushaltsgeräte zur Lebensmittelverarbeitung aus vor-elektrischer Zeit zu sehen. Ein Schrank mit Spielzeug-Autos, ergänzt um Puppenstuben und Einkaufsläden, komplettieren das Inventar. Ihre endgültige Gestalt im Obergeschoss der alten Schule soll die Heimatstube in den kommenden Monaten erhalten.

Der Verein arbeitet zudem wirtschaftlich auf einer soliden Basis und ist mit einer Mitgliederzahl von 34 stabil, so dass dem Vorstand nach Arbeitsbericht und Kassenprüfung durch Claudia Kutscher und Carmen Proskawetz einstimmig Entlastung erteilt wurde. Ein Dank ging an dieser Stelle an die ehemaligen Beisitzer Sieglinde Gieseke und Inge Neugebauer.

Nach dem Abschied von Ritta Gieseke wurde ein neuer Vorstand gebildet, der sich personell breiter aufstellt und – weil viele darin berufstätig sind – seine Arbeit auf mehreren Schultern verteilt. Zur neuen Vorsitzenden wurde Ilse-Marie Cordes gewählt, Marion Lüer ist ihre Stellvertreterin. Um die Finanzen kümmert sich Claudia Kutscher – im Übergang wird sie unterstützt vom bisherigen Kassenwart Klaus Dreves, der dieses Amt nach 39 Jahren übergibt. Claudia Kutscher ist zugleich Schriftführerin, im Tandem mit Uwe Day als ihrem Stellvertreter. Die neue Struktur zeigt sich auch in den Beisitzer-Funktionen: Gabi Mahnkop (Event-Management), Patricia Homberg (Social Media) und Uwe Day (Pressearbeit).

Marion Lüer hatte charmant und stringent durch die Versammlung geleitet, so dass der offizielle Teil nach gut 75 Minuten beendet war. Die Anwesenden sahen sich nun den neuen Raum an und ließen anschließend in angeregten Gesprächen bei Mett-, Wurst- und Käseschnitten den Abend ausklingen.

Fest steht: Der Generationswechsel und der Umbruch im Vereinsleben der Heimatstube ist nicht nur am Alter oder der beruflichen Lebenssituation der jüngeren Mitglieder abzulesen, sondern auch an den Lebenswegen: Sie verfügen nicht mehr über die stark landwirtschaftlich und handwerklich geprägten Lebens- und Arbeitserfahrungen aus dem Bienrode der 1950er und 60er-Jahre. Sie bringen ihr Wissen aus dem Dienstleistungsbereich in die Vereinsarbeit ein, ihre Neugier an der Lebensweise ihrer Eltern- und Großeltern-Generation ist ungebrochen. Der Umbruch kam an diesem Abend in einer zutiefst symbolischen Szene zum Ausdruck: als Ritta Gieseke ihren Stuhl am Kopf des langen Tisches für Ilse-Marie Cordes frei machte und diese ihr für das langjährige Engagement dankte: „15 Jahre lang hast du den Haufen zusammengehalten.“ In dieser Zeit hatte sich das geflügelte Wort gebildet „Ritta hat e‘secht“ – was Ritta sagte, wurde auch so umgesetzt, nachdem sie 2007 das Amt übernahm. Ihre Vorgängerin Hilde Borchers war die Gründungsvorsitzende der Heimatstube im Jahr 1984. So wird 2024 zur wichtigen Wegmarke für die Vereinsarbeit – 40 Jahre Heimatstube Bienrode.